An Pfingstmontag, dem 5.06.2017, findet anläßlich der Landfahrer-Finissage im kuba Nettersheim um 15 Uhr eine kleine Gedenkveranstaltung für unsere geliebte und geschätzte Schlotistin Jeanne Lessenich statt, die am 9. Mai, nur zwei Tage nach der Vernissage, plötzlich und unerwartet verstorben ist. Manfred liest aus "Memoria", und Eberhard, Nadja und Beate zeigen jeweils eine neue Arbeit: Portrait / Gebetsfahne / Gedächtnisfilz für Jeanne.
- Jeanne: wir, die Schlotisten, vermissen Dich! -
Schlot 1.3 : Landfahrer
| 7.05. -5.06.2017 | kuba Nettersheim
Manfred Etten / Nadja Hormisch / Beate Lambrecht / Jeanne Lessenich / Eberhard Marx
Wir erfahren das Land. Unsere Augen sind nichtsesshaft.
Wir sehen: Alle Dinge und Gestalten haben einen Migrationshintergrund.
On the road: Bilder, Klänge, Farben, Spuren, das Verlorene und das Wiedergefundene. Beim Feldkreuz, unter freiem Himmel: herrenloses Volk, arme Seelen, komische Heilige, Hutschwärzer, Segensprecher, Zugvögel, Umgänger mit Geigen. Gens de voyage.
In den Randprovinzen, am Saum der Welt, wo der Kaiser nicht hinkommt, liegen die Goldenen Felder. Der Weg dorthin geht über die Dörfer.
„Schlot 1.2 : Alle Nacht den Sternen"
Was hat der Schlot mit Dunkelheit, Nacht und Sternen zu tun? Wir müssen die Verbindungen nicht mutwillig herstellen. Sie ergeben sich – aus der Anschauung, aus den Bildern. Es scheint, als suche der Themenkreis der Nacht von selber Anschluss an die Assoziationsketten und Imaginationsfelder, die zu erkunden wir uns vorgenommen haben.
Der Vulkan ist ein dunkler stiller Riese. Er hat tiefe Träume. Im Schlot ist es völlig finster. Aber der Schlot öffnet sich nach oben und hat dort sein Lichtfenster. Es erscheint der gerahmte Ausschnitt, der Sternenhimmel, die Schmuckordnung des Kosmos. Der Vulkan ist ein gewaltiger Revolutionär. Er wirft alles über den Haufen und schafft dabei Neues: veränderte Landschaften, neue Horizonte. Er ist ein Meister der Wandlung: Metamorphose, Transformation. Der Vulkan verdunkelt den Tag und erleuchtet die Nacht. Er ist Feuer und Asche. Er reißt uns aus dem Schlaf, wir können im Licht spazieren gehen. Er begräbt uns unter seinen Auswurfmassen, wir schlafen unter Tage, blind wie die Maulwürfe. Der Vulkan hat einen langen Atem. Er ist ein geduldiger Konservator, ein Berg-Werk. Er birgt in seinem Innern eine alte Welt, altes Material, Kristalle, Ideen, Substanzen, Farben, Fossilien, Seelen, Gedächtnis. Der Schlot ist die Achse zwischen Unterwelt und Oberwelt, zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren, dem Abwesenden und dem Anwesenden. Der Kanal, durch den etwas ans Licht kommt, ins Dasein tritt, wirklich wird. Die Durchschlagsröhre, die eine Materie ans Firmament schleudert.
Fünf Himmelsrichtungen
Wir nähern uns dem neuen, aber naheliegenden Sach- und Wissensgebiet aus der Perspektive des Schlotismus und, was dasselbe ist, aus verschiedenen Himmelsrichtungen und mithilfe verschiedener Kunsttechniken und Materialien: Jeanne Lessenich und Eberhard Marx mit „schamanistischer“ bzw. „magisch-realistischer“ Malerei; Manfred Etten und Beate Lambrecht mit aus der Zeit und vom Himmel gefallenen „historischen“ bzw. „außerirdischen“ Objekten; Nadja Hormisch mit buchstäblich „stofflichen“ Memorial-Bildern. Gemeinsam erforschen wir die Grenz- und Austauschzonen, wo das Helle und das Dunkle, das Organische und das Anorganische, das Verborgene und das Wiederentdeckte, das Vergangene und das Kommende, das Fassbare und das Unfassbare, die Dinge und die Ideen, Wissenschaft-Technik und Poesie-Traum einander begegnen und sich miteinander verwandeln.
Manfred Etten